Wenn im Herbst die Pfälzische Weinkönigin gewählt wird, rückt damit auch die Wahl der Deutschen Weinkönigin ins Blickfeld: Denn die ersten Pfälzer Weinköniginnen vertraten gleichzeitig auch den deutschen Wein insgesamt. Wie beispielsweise Elisabeth Keller, die als Elisabeth Fitz 1937/38 mit einem Schlag zwei Weinkronen eroberte, weil ”es ja sonst keine gab”, wie sie lachend erläutert.
Denn die Pfälzer hatten als erste die Idee, und sie waren für viele Jahren die einzigen, die eine Repräsentantin für ihr Weinbaugebiet kürten. 1931 machte Daniel Meininger den Vorschlag, das schönste Mädchen beim Weinlesefest in Neustadt zur Weinkönigin zu erklären.
Elf Mal waren danach die gekrönten Häupter aus der Pfalz auch Deutsche Weinköniginnen. Die 1949 gewählte Elisabeth Kuhn aus Diedesfeld - von 1940 bis 1947 fiel die Wahl der Kriegs- und Nachkriegszeit wegen aus - war die letzte, die als Weinkönigin der Pfalz gleichzeitig als Deutsche Weinkönigin amtierte.    

Die erste Wahl fiel allerdings - eine Ironie der Geschichte - nicht auf eine Schönheit aus der Weinbaugegend entlang der Deutschen Weinstraße, sondern auf ein Mädchen aus Pirmasens. Seither aber stammen alle pfälzischen Weinköniginnen aus den Weinbauorten am Rand der Haardt.
Dem Erfindungsreichtum der Pfälzer in Sachen Weinwerbung zollen die anderen Weinregionen noch heute Tribut: Weil die Idee aus der Pfalz stammte, erhält - von wenigen Ausnahmen abgesehen - die Deutsche Weinkönigin traditionell ihre Krone im Geburtsort der Idee, Neustadt an der Weinstraße. Einen ”wunderschönen Korb mit Präsenten”, erinnert sich die aus Edenkoben stammende Elisabeth Keller, habe es für sie nach der Wahl gegeben. Die Amtszeit selbst mit Terminen vor allem entlang der Haardt, hat ihr viel Spaß gemacht: ”Auf den Weinfesten war immer etwas los.” Und eine ihrer Nachfolgerinnen, Ingrid Seyler aus Deidesheim, die unter ihrem Mädchenamen Ingrid Schreck 1953/54 die Pfalz repräsentierte, hat bei der Wahl sogar ihren späteren Mann kennengelernt.

Damals, in den fünfziger Jahren, wurden die Kandidatinnen wie heute von einer Jury von Fachleuten befragt. So ernst war die Weinköniginnen-Wahl, daß ein Notar die Stimmzettel einsammelte, bevor sie am Abend ausgezählt wurde, erzählt sie.
Führungen von Gruppen aus dem Ausland, Reisen nach Bayern, Düsseldorf und ins Sauerland - die Amtszeit einer Pfälzer Weinkönigin war schon Mitte der fünfziger Jahre mit etwa 180 Terminen ähnlich turbulent wie heute.
Eines indes habe sich grundlegend geändert, betont die frühere Weinkönigin, die heute in Wiesbaden lebt: ”Man ist heute viel freizügiger. Küßchen hier und Küßchen da, das war zu meiner Zeit absolut tabu.” Stattdessen gab es, ganz förmlich, auch für die schönste Weinkönigin nur einen Handschlag.